Nach vielen vorbereitenden Aufgaben geht es in diesem Artikel nun darum, mit der eigentlichen Gestaltung des Fotobuches zu beginnen. Bevor das Bildmaterial im Fotobuch platziert wird, muss jedoch zunächst ein Dokument im richtigen Format und mit genauen Maßen angelegt werden. Wir zeigen euch in unserem Scribus Tutorial wie ihr einen „gestalterischen Rahmen“ für euer Fotobuch erstellt. Durch eine vorherige Definition dieses Rahmens, des Satzspiegels und ggf. auch eines Rasters, wird somit die Grundlage für eine einheitliche, professionelle und letztendlich harmonische Gestaltung geschaffen.
Hinweise zu Scribus und diesem Tutorial
In dem folgenden Artikel werden die Beispiele teilweise anhand von Screenshots der Software „Scribus“ veranschaulicht. Dies hat den Hintergrund, dass die Scribus-Software kostenlos heruntergeladen werden kann. Es ist nicht im Sinne dieses Tutorials, Werbung für ein kommerzielles Satz- und Layoutprogramm zu machen oder die Gestaltungssoftware einer bestimmten Fotobuchdruckerei zu bevorzugen, die jeweils die unterschiedlichsten Möglichkeiten bietet, um ein Fotobuch zu erstellen.
Wer mit der Software einer Fotobuchdruckerei arbeitet, kann die nachfolgenden Tipps ebenfalls befolgen, wenn auch wahrscheinlich nicht ganz so detailliert. Dazu sei vorab gesagt, dass einige Anbieterprogramme die Möglichkeit bieten, ein Gitternetz einzublenden. Dies ist ein Hilfsraster, das sich über die gesamte Seite bzw. Doppelseite erstreckt und damit das nachfolgend beschriebene, präzise Arbeiten unterstützt.
Einrichten einer Scribus Vorlage für eine Fotobuchseite
Hat man sich entschieden, das Fotobuch mit der Software einer Fotobuchdruckerei zu erstellen, ist der folgende erste Abschnitt nicht relevant. Die jeweiligen Gestaltungsprogramme bieten Vorlagen, bei denen das exakte Buchformat selbstverständlich bereits eingerichtet ist. Spätere Abschnitte dieses Tutorials am Beispiel Scribus sind dann interessant, wenn der Satzspiegel nicht vorgegeben ist bzw. ein anderer Satzspiegel gewünscht wird und wenn besonders exakt gearbeitet werden soll.
Dokument im Buchformat anlegen
-nur relevant beim Arbeiten mit einem professionellen Satz- und Layoutprogramm-
Voraussetzung für die Einrichtung des Dokuments in einem Layout- und Satzprogramm ist natürlich, dass eine Entscheidung zum Buchformat getroffen wurde, aber auch, welcher Fotobuchanbieter das Buch drucken und welchen Einband das Buch bekommen soll.
Wenn ein Buchformat mit 21 cm x 21 cm angegeben wird, kann es trotzdem sein, dass das tatsächliche Format der Seiten nicht exakt diesen Maßen entspricht. Bei einer der vielen Fotobuchdruckereien sind die genauen Seitenmaße eines Hardcoverbuches vielleicht 21,3×21,6 cm, bei einer anderen vielleicht 20,5×20,8 cm. Selbst bei der gleichen Druckerei weichen die Formate oft leicht ab, wenn anstatt eines Buches mit Hardcover ein anderer Buchumschlag (Softcover, Leinen, Leder,…) ausgewählt wird.
Es ist unerlässlich, das Format genau zu beachten, denn, wie zuvor beschrieben, werden die in einem professionellen Programm erstellten Seiten zum Schluss als jpg-Datei gespeichert. Diese jpgs können dann vollflächig in der Software der Fotobuchdruckerei platziert werden (alternativ ist der Upload als pdf bei einigen Fotobuchanbietern möglich). Wird eine Seite also nicht im richtigen Format angelegt, wird sie auf das Druckformat skaliert, wodurch die Bilder verzerrt werden. Bei sehr kleinen Abweichungen wird man dies kaum bemerken. Bei größeren Abweichungen spiegelt die Darstellung dann nicht die Realität wider und bspw. wirken Menschen dicker oder dünner bzw. Objekte nicht proportional.
Bei diesem Beispiel mit einem Zwerg ist die Verzerrung deutlich zu sehen.
Exaktes Seitenformat
Das exakte Seitenformat ist entweder auf der Website des Fotobuchanbieters angegeben oder man findet es in der Software des Anbieters heraus. Dazu wird ein Fotobuch im gewünschten Format in der Software der Fotobuchdruckerei geöffnet. In manchen Fällen werden neben der Arbeitsfläche im Gestaltungsprogramm bereits die Maße pro Einzelseite oder pro Doppelseite angezeigt. Wenn nicht, platziert man auf einer der Seiten ein Foto vollflächig. Durch Klick auf das Bild werden dann die genauen Abmessungen angezeigt.
Achtung: Das Cover ist in der Regel größer als die Innenseiten! Es ist sehr ärgerlich, wenn aus Versehen das Format des Covers als Grundlage für die Buchgestaltung genommen wird und man somit das Dokument mit falschen Abmessungen anlegt.
Der Satzspiegel
Unter dem Satzspiegel versteht man den Teil einer Seite, der gestaltet wird bzw. gestaltet werden kann. Bei einem Fotobuch sind dies also die Abbildungen (Fotos, Scans, Grafiken), zusätzlich eingeklebte Erinnerungen (Einladungen, Eintrittskarten, etc.) und Texte. Die frei bleibenden Flächen sind die sogenannten Stege, also die Ränder.
Grundsätzlich sollten der Satzspiegel bzw. die Stege auf allen Buchinnenseiten identisch sein, um ein einheitliches Erscheinungsbild des Buchinhalts zu erzeugen. Kleinere Abweichungen und „Ausbrüche“ sind allerdings auf einzelnen Seiten erlaubt, bringen etwas Abwechslung in die Gestaltung und überraschen den Betrachter des Fotobuchs. In dem Fall sollte die Abweichung allerdings ganz deutlich sein, zum Beispiel indem ein Bild vollflächig, über beide Seiten, platziert wird oder der Satzspiegel einmal nicht ganz ausgenutzt und durch eine Grafik, die in den Steg hineinreicht, ergänzt wird.
Hat man hingegen auf einigen Seiten, z. B. einen Außensteg von 2 cm und auf anderen von 1 cm oder 3 cm, entsteht eher ein unruhiger und ungeordneter Eindruck.
Wie groß der Satzspiegel sein soll, kann natürlich jeder Fotobuchgestalter selbst entscheiden. Prinzipiell sollte man bei der Einrichtung des Satzspiegels im Hinterkopf behalten, dass größere, freie Flächen stilvoller und großzügiger wirken. Werden die Stege eher klein bzw. schmal gehalten, besteht die Gefahr, dass ein gedrängter Eindruck entsteht. Das passiert oft, wenn versucht wird, Seiten „einzusparen“ und möglichst viele Bilder und Informationen auf jeder einzelnen Seite unterzubringen.
Im professionellen Buchdruck bedient man sich verschiedener Methoden, um eine Seiteneinteilung festzulegen. Zu den bekanntesten zählen der Satzspiegel nach dem Goldenen Schnitt, mit Zahlenreihe, mit Neunerteilung und mit Diagonalkonstruktion. An dieser Stelle sollen lediglich die beiden letztgenannten kurz vorgestellt werden:
Satzspiegel durch Neunerteilung
Bei dieser Methode wird sowohl die linke als auch die rechte Buchseite gleichmäßig aufgeteilt. Dazu dividiert man die Seitenhöhe und auch die Seitenbreite durch neun und erhält somit 81 identische Felder, die eine Seite einteilen. Der Satzspiegel wird durch die Stegbreiten definiert, die innen und am oberen Rand ein Feld betragen und außen sowie unten zwei Felder.
Freier Satzspiegel mit Diagonalkonstruktion
Durch die Diagonalkonstruktion wird der Satzspiegel für eine Doppelseite definiert. Dabei wird eine Diagonale von der oberen linken Ecke der linken Seite zur unteren rechten Ecke der rechten Seite erstellt. Eine weitere Diagonale verbindet die untere linke Ecke der linken Seite mit der oberen rechten Ecke der rechten Seite.
Anschließend wird auf beiden Seiten eine Diagonale von der Buchmitte zur jeweils äußeren Ecke gezogen.
Das so entstandene „Grundgerüst“ ist die Basis für die Definition des Satzspiegels. Beispiel rechte Seite: Auf der Diagonalen dieser Seite wird ein beliebiger Punkt im oberen Bereich (a) festgelegt. Von diesem Punkt wird eine waagerechte Linie zur Diagonalen gezogen, die über beide Seiten geht (b). Von dem neuen Punkt wird wiederum eine vertikale Linie zur Diagonale dieser Einzelseite gezogen (c). Anschließend muss das Viereck nur noch geschlossen werden.
Je höher man also den ersten Punkt (a) ansetzt, desto größer wird der Satzspiegel bzw. desto schmaler sind die Stege.
Wie man anhand dieser Beispiele sehen kann, ist der kleinste Steg immer der Innensteg. Etwas größer ist dann der Kopfsteg, gefolgt vom Außensteg und zum Schluss, vom größten, dem Fußsteg.
Diese Tatsache ist für die private Fotobuchgestaltung der wahrscheinlich wichtigste Anhaltspunkt. Denn oftmals entstehen bei den professionellen Methoden recht breite Stege, die so nicht erwünscht sind. Die vorgestellten Methoden sollen also in erster Linie hilfreich sein, um einen Anhaltspunkt für den Satzspiegel zu finden. Letzten Endes sollte man sich aber auf den eigenen Blick für ein harmonisches Verhältnis verlassen und ggf. den Satzspiegel noch etwas anpassen bzw. verschieben. Zwei wichtige Details sind, wie nachfolgend beschrieben, dennoch unbedingt zu beachten.
Scribus Tutorial: Vorlage eines Satzspiegels
Zum einen darf der Beschnitt nicht vergessen werden, zum anderen sollte ein besonderes Augenmerk dem Abstand zum Falz gelten.
Beschnitt
Nach dem Druck der einzelnen Fotobuchseiten auf Papierbögen werden diese Bögen von der Druckerei auf das Endformat geschnitten. Um Differenzen beim Schneiden auszugleichen, wird ein gewisser Spielraum eingeplant. In den meisten Fällen liegt dieser bei 3 mm. Er kann allerdings bei einigen Druckereien auch weniger oder mehr betragen. Dieser Toleranzbereich kann, muss aber nicht abgeschnitten werden.
In den Gestaltungsprogrammen der Fotobuchanbieter wird dieser Beschnitt oft bereits gekennzeichnet. Z. B. als grauer Bereich auf jeder einzelnen Seite oder durch farbige Hilfslinien.
Richtet man ein Dokument in einem Satz- und Layoutprogramm ein, muss man den Bereich ebenfalls markieren, um ihn beim Einrichten des Satzspiegels und bei der Gestaltung vor Augen zu haben.
Bei der Anwendung von Scribus könnte man dies gleich beim Einrichten eines neuen Dokuments, direkt im ersten sich öffnenden Fenster, tun. Dazu unter Ränder die von der Druckerei angegebenen Maße für den Beschnitt eingeben.
Abstand zur Buchmitte
Ebenfalls verdient der Innensteg besondere Beachtung. Abhängig davon, welche Druckmethode bzw. welches Papier man wählt, gilt es hier unterschiedliche Richtlinien zu beachten:
Innensteg beim Echtfotobuch: Dadurch, dass ein Echtfotobuch plan aufgeschlagen werden kann und die Innenstege einer Doppelseite aneinander liegen, wirken sie wie ein einziger Steg. Recht schön sieht es aus, wenn beide Innenstege zusammen die Breite eines Außenstegs ergeben.
Innensteg beim Digitaldruck: Anders ist es beim Digitaldruck, bei dem der Falz die Doppelseite optisch eher durchbricht. Schlägt man ein im Digitaldruck gefertigtes Fotobuch auf, wölben sich die Seiten in der Mitte, am Falz. Je mehr Seiten ein Fotobuch hat und desto dicker es entsprechend wird, desto stärker wird dieser Effekt. Wird ein Innensteg bei einem sehr dicken Buch zu schmal angelegt, kann es somit passieren, dass der Innensteg gar nicht mehr zu erkennen ist. Außerdem werden Bilder dadurch teilweise zu nah am Falz positioniert und beim Betrachten des Fotobuches müsste man die Wölbung jedes Mal herunterdrücken, um dort platzierte Bilder komplett betrachten zu können.
Eine pauschale Empfehlung für die Breite des Innenstegs kann man für den Digitaldruck nicht geben, als Anhaltspunkt sollten aber mindestens 3–4 mm einkalkuliert werden.
Tipp: Wird mit der Software eines Fotobuchanbieters gearbeitet, so ist der Satzspiegel oftmals bereits definiert. In vielen Fällen sind die Stege allerdings relativ schmal und auf allen Seiten identisch. Dies entspricht keiner besonders professionellen Herangehensweise, hat aber immerhin den Vorteil, dass alle Seiten gleichmäßig eingeteilt sind. Wem diese Seiteneinteilung nicht gefällt, sollte darauf achten, dass es die Möglichkeit gibt, das anfangs beschriebene Gitternetz einzublenden. Nur damit hat man eine Orientierungshilfe und kann einen Satzspiegel selbst festlegen.
Gestaltungsraster als Hilfen bei der Fotobuchgestaltung
Nach dem Anlegen eines Satzspiegels ist die Seite so eingeteilt, dass feststeht, in welchem Bereich der Inhalt platziert werden sollte. Dieser definierte Rahmen hilft bereits dabei, ein recht geordnetes Erscheinungsbild aller Seiten zu schaffen. Trotzdem kann man durch eine willkürliche Anordnung der Fotos, Texte, Grafiken etc. innerhalb dieses Rahmens immer noch ein chaotisches Erscheinungsbild erzeugen.
Negativbeispiel:
Dieses Beispiel einer betont unprofessionell gestalteten, linken Buchinnenseite verdeutlicht, dass man beim Betrachten gar nicht so recht weiß, wohin man zuerst schauen soll. Die Seite wirkt durcheinander und überladen. Dies liegt u. A. daran, dass die Bildgrößen keinen gemeinsamen Nenner haben, die Positionierung der Fotos willkürlich erfolgte und auch der Abstand zwischen den Elementen ungleichmäßig ist.
Profis greifen für eine übersichtliche, geordnete Gestaltung auf Raster zurück. Dabei wird der Satzspiegel nochmals unterteilt, was mitunter sehr detailliert ausfallen kann. Zur Verdeutlichung dieser Herangehensweise (in Form einer einfacheren Variante) dient die nachfolgende Abbildung.
Der Satzspiegel wird für das Scribus-Fotobuch bspw. in 3 Spalten geteilt. Anschließend erfolgt eine weitere Einteilung der Spalten durch Felder, die alle eine identische Größe haben. Der Raum zwischen den Feldern und Spalten ist ebenfalls immer identisch.
Bei der Platzierung des Fotobuchinhalts hilft nun dieses Raster dabei, sich an bestimmten Größen zu orientieren und genau festgelegte Abstände zwischen den eingefügten Inhalten einzuhalten.
Raster für die Vorlage des Scribus-Fotobuchs
Inwiefern ein solches Raster für das Scribus-Fotobuch allerdings tatsächlich notwendig ist, ist auch unter Experten umstritten. Hilfreich ist es in den meisten Fällen sicher schon und gibt dem Fotobuch eine Struktur. Dabei ist allerdings nicht gesagt, dass diese „Regeln“ nicht auch einmal gebrochen werden dürfen.
Für ein privates Fotobuch mag dieses Vorgehen außerdem sehr aufwendig und akribisch erscheinen. Wer diesen Aufwand nicht betreiben mag, sollte jedoch für ein geschmackvolles Erscheinungsbild in jedem Fall darauf achten, einen gleichmäßigen Abstand zwischen den eingefügten Elementen einzuhalten.
Tipp: Professionelle Satz- und Layoutprogramme bieten die Möglichkeit, ein Raster nur für die Gestaltung einzublenden, denn es darf natürlich nicht mitgedruckt werden. Bei der Software der Fotobuchanbieter gestaltet sich das Halten an ein solch detailliertes Raster allerdings schwieriger. In diesem Fall muss zur Orientierung wieder auf das bereits mehrfach erwähnte Gitternetz zurückgegriffen werden. Durch diese Seiteneinteilung können immerhin gleichmäßige Abstände zwischen den Bildern oder Texten eingehalten werden, beispielsweise indem immer zwei Kästchen als Abstandshalter zwischen den Bildern bzw. zwischen Texten und Bildern dienen. Außerdem wird im Zusammenhang mit dem Gitternetz häufig eine „Einrasthilfe“ angeboten. Sie ist sehr nützlich beim präzisen und symmetrischen Anordnen des Inhalts.
Die Einhaltung der in diesem Kapitel genannten Vorgehensweise ist ausschlaggebend dafür, wie professionell ein Fotobuch erscheint. Wem es besonders wichtig ist, ein lange vorbereitetes Fotobuchprojekt auch professionell umzusetzen, wird sich an dieser Stelle ggf. durch entsprechende Fachliteratur noch ausgiebiger mit der Einrichtung einer Gestaltungsvorlage beschäftigen. Andererseits wird es Fotobuchgestaltern geben, die sich nur an wenige Grundregeln halten möchten.
Hier gilt es (wieder einmal), für sich selbst herauszufinden, was der beste Weg ist, um ein in den eigenen Augen gelungenes Fotobuch zu erstellen und dabei nicht den Spaß an dem Projekt zu verlieren.
Mit Scribus erstellte Vorlagen für Fotobücher aus dem PDF-Format drucken lassen
Ein großer Vorteil der Fotobucherstellung mit Scribus ist, dass man unabhängig von der Software der Anbieter arbeitet und das fertige Fotobuch als PDF exportiert bei vielen Anbietern ebenso produzieren lassen kann, als hätte man es dort mit der eigenen Software erstellt. Eine Tabelle mit Anbietern, bei denen ihr euer Fotobuch aus einer PDF erstellen könnt, haben wir euch bereits zusammengestellt.
Schwieriger wird es, wenn man mit der Software eines Anbieters gearbeitet hat und dieses Fotobuch nun bei einem anderen Anbieter produzieren lassen möchte. Oft sind die Formate nicht kompatibel und der Druck bei einem anderen Anbieter scheidet aus. Die Einarbeitung in freie Designprogramme wie Scribus kann also lohnen.
